Ein zu hoher Cholesterinspiegel bleibt oft lange unbemerkt. Er gilt als einer der bedeutendsten Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall. Der Internist Christoph Nitsche erläutert, warum eine regelmäßige Kontrolle der Blutfette so wichtig ist und wie jeder sein persönliches Risiko senken kann. Cholesterin erfüllt viele lebenswichtige Aufgaben, doch ein Ungleichgewicht kann gefährlich werden.
Inhaltsverzeichnis:
- Cholesterin und seine Funktionen im Körper
- Unterschied zwischen LDL und HDL
- Wann eine Kontrolle der Blutfette nötig ist
- Engmaschige Überwachung bei bestehenden Erkrankungen
- Cholesterinwerte im Überblick
- Einfluss von Ernährung und Bewegung
- Medikamente zur Cholesterinsenkung
- Bedeutung der regelmäßigen Kontrollen
Cholesterin und seine Funktionen im Körper
Cholesterin ist ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Zelle. Es stabilisiert die Zellmembranen und ist Ausgangsstoff für mehrere lebenswichtige Substanzen. Dazu gehören:
- Hormone, unter anderem Sexualhormone und Kortikosteroide
- Gallensäuren, die Fette im Darm aufspalten
- Vitamin D, das für Knochenstoffwechsel und Immunsystem wichtig ist
Ein Gleichgewicht zwischen den Cholesterinarten ist entscheidend. Zu viel LDL-Cholesterin („schlechtes Cholesterin“) kann sich an den Gefäßwänden ablagern und Arterienverkalkung fördern. HDL-Cholesterin („gutes Cholesterin“) hingegen transportiert überschüssiges Fett zurück zur Leber, wo es abgebaut wird.
Unterschied zwischen LDL und HDL
Das Verhältnis zwischen LDL und HDL bestimmt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein hoher LDL-Wert erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts deutlich. Dagegen wirkt ein hoher HDL-Wert schützend.
- LDL (Low-Density-Lipoprotein): sollte unter 115 mg/dl liegen
- HDL (High-Density-Lipoprotein): bei Männern über 40 mg/dl, bei Frauen über 50 mg/dl
- Gesamtcholesterin: optimal unter 200 mg/dl
- Triglyzeride: unter 150 mg/dl gelten als normal
Diese Richtwerte gelten als Orientierung. Eine individuelle Bewertung ist erforderlich, da Faktoren wie Alter, Rauchen, Bluthochdruck oder Diabetes das Risiko stark beeinflussen.
Wann eine Kontrolle der Blutfette nötig ist
Ein erhöhter Cholesterinspiegel verursacht keine Schmerzen. Deshalb empfehlen Fachärzte regelmäßige Tests, vor allem ab 35 Jahren. Im Rahmen des „Check-up 35“ übernehmen Krankenkassen alle drei Jahre die Kosten für eine Blutuntersuchung. Dabei werden Cholesterin, Blutzucker und Blutdruck gemessen.
Bereits ab 18 Jahren sollten Personen mit Risikofaktoren wie:
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- Diabetes
- familiärer Vorbelastung
- Rauchen
frühzeitig einen Test durchführen. Eine rechtzeitige Kontrolle hilft, Veränderungen früh zu erkennen und gezielt zu behandeln.
Engmaschige Überwachung bei bestehenden Erkrankungen
Nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall muss der Cholesterinspiegel besonders eng überwacht werden. Die Kontrollen erfolgen in der Regel alle drei bis sechs Monate. So kann die Therapie angepasst und das Risiko für Komplikationen gesenkt werden.
Auch bei Kindern kann eine Messung notwendig sein – etwa bei familiärer Hypercholesterinämie oder starkem Übergewicht. Eine frühe Diagnose schützt vor späteren Gefäßschäden.
Cholesterinwerte im Überblick
| Parameter | Optimaler Wert | Grenzwertig | Erhöhtes Risiko |
|---|---|---|---|
| Gesamtcholesterin | < 200 mg/dl | 200–239 mg/dl | > 240 mg/dl |
| LDL-Cholesterin | < 115 mg/dl | 115–159 mg/dl | > 160 mg/dl |
| HDL-Cholesterin (Männer) | > 40 mg/dl | – | < 40 mg/dl |
| HDL-Cholesterin (Frauen) | > 50 mg/dl | – | < 50 mg/dl |
| Triglyzeride | < 150 mg/dl | 150–199 mg/dl | > 200 mg/dl |
Einfluss von Ernährung und Bewegung
Ernährung und Bewegung beeinflussen die Cholesterinwerte maßgeblich. Eine fettarme, ballaststoffreiche Ernährung kann LDL senken und HDL erhöhen. Gesättigte Fette aus Fleisch, Wurst, Käse und Butter sollten durch ungesättigte Fette ersetzt werden. Empfehlenswert sind:
- Olivenöl
- Nüsse
- Fisch mit hohem Fettgehalt, etwa Lachs oder Makrele
Regelmäßige Bewegung von mindestens 150 Minuten pro Woche unterstützt zusätzlich die Fettverbrennung und stabilisiert die Blutfettwerte. Auch der Verzicht auf Rauchen verbessert den HDL-Spiegel deutlich. Übergewicht und hoher Zuckerkonsum wirken sich dagegen negativ aus.
Medikamente zur Cholesterinsenkung
Wenn Lebensstiländerungen allein nicht ausreichen, kommen Medikamente zum Einsatz. Die häufigste Therapie erfolgt mit Statinen. Sie hemmen die Cholesterinproduktion in der Leber und senken LDL effektiv.
Alternativen sind:
- Ezetimib – reduziert die Cholesterinaufnahme im Darm
- PCSK9-Hemmer – verhindern den Abbau von LDL-Rezeptoren in der Leber
Die Auswahl hängt vom individuellen Risiko und den bisherigen Werten ab. Bei Patienten mit Diabetes oder Gefäßerkrankungen gelten besonders strenge Zielwerte: Nach einem Herzinfarkt wird ein LDL-Zielwert unter 55 mg/dl empfohlen.
Bedeutung der regelmäßigen Kontrollen
Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen in Europa. Ein erhöhter Cholesterinspiegel ist einer der Hauptverursacher. Ablagerungen in den Gefäßen (Arteriosklerose) behindern die Durchblutung und erhöhen das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erheblich.
Eine einfache Blutuntersuchung kann diese Gefahr frühzeitig erkennen. Schon kleine Anpassungen in Ernährung und Lebensstil senken das Risiko spürbar. Experten empfehlen daher, Cholesterinwerte regelmäßig zu überprüfen – lieber einmal zu viel als zu spät.
Zusammengefasst: Cholesterin ist lebensnotwendig, doch seine Balance ist entscheidend. Eine gesunde Ernährung, Bewegung und regelmäßige Kontrollen sind die wirksamsten Maßnahmen, um Herz und Gefäße langfristig zu schützen.
Quelle: FOCUS, YouTube