Wundheilung
Wundheilung, Foto: pixabay

Warum Wunden bei Menschen langsamer heilen als bei anderen Säugetieren, untersuchte ein internationales Forschungsteam mit überraschenden Ergebnissen. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Heilung bei Menschen durchschnittlich dreimal länger dauert als bei anderen Säugetieren. Betroffen sind sowohl kleinere Verletzungen als auch Wunden nach Operationen.

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Unterschiedliche Heilgeschwindigkeit bei Mensch und Tier

Vergleiche zwischen Menschen, Nagetieren und nicht-menschlichen Primaten zeigten klare Unterschiede. Während Affen und Nagetiere ähnlich schnelle Wundheilungen aufwiesen, bildete der Mensch eine deutliche Ausnahme. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Proceedings of the Royal Society“ veröffentlicht. Eine der beteiligten Forscherinnen war Akiko Matsumoto-Oda von der Universität Ryūkyū in Okinawa, die das Projekt leitete.

Das Team analysierte Wundheilungen sowohl in freier Wildbahn als auch im Labor. Bei Tieren wurden gezielt Wunden zugefügt und deren Heilverlauf beobachtet, während beim Menschen die Wundheilung nach Tumoroperationen untersucht wurde. Besonders bei Schimpansen konnten Forscher deutlich schnellere Regenerationsprozesse feststellen.

Rolle der Evolution und Körperbehaarung

Die langsamere Wundheilung beim Menschen könnte sich erst nach der Trennung vom letzten gemeinsamen Vorfahren mit dem Schimpansen entwickelt haben. Die genaue Ursache bleibt jedoch unklar. Forscher vermuten, dass die verminderte Körperbehaarung beim Menschen einen Einfluss haben könnte. Weniger Haare könnten etwa das Infektionsrisiko erhöhen oder die Wundabdeckung beeinträchtigen.

Zudem ist denkbar, dass der Mensch durch medizinische Versorgung und soziale Unterstützung evolutionäre Nachteile kompensieren konnte. Diese These wird allerdings nicht als gesichert betrachtet. Klar ist nur, dass sich Heilungsmechanismen beim Menschen und anderen Säugetieren deutlich unterscheiden.

Potenziale für die medizinische Forschung

Der Dermatologe Joachim Dissemond vom Universitätsklinikum Essen sieht in der Studie neue Forschungsansätze. Sollte es gelingen, die zellulären Mechanismen bei schnell heilenden Tieren genau zu verstehen, könnten gezielte Therapien entwickelt werden, die auch dem Menschen zugutekommen.

Bekannt ist bereits, dass ältere Menschen langsamer heilen als jüngere. Laut der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung liegt das an abnehmender Zellaktivität und verlangsamtem Stoffwechsel im Alter. Die Haut verliert an Stabilität, was sie anfälliger für Druck und Reibung macht.

Allerdings weist Dissemond auch auf methodische Schwächen der Studie hin: Die menschlichen Probanden waren zwischen 25 und 99 Jahre alt, also deutlich älter als viele untersuchte Tiere, was die Vergleichbarkeit einschränken könnte.

Weitere Forschung erforderlich

Um diese Unterschiede vollständig zu verstehen, bedarf es weiterer Studien zu den biologischen Grundlagen der Wundheilung. Vor allem die Zellbewegung und ihre Steuerung in der frühen Heilungsphase gelten als Schlüsselfaktoren.

Quelle: WELT