In Bayern sind zwei Männer am gefährlichen Bornavirus erkrankt – einer davon ist verstorben. Die Fälle werfen Fragen zum Übertragungsweg und zur regionalen Ausbreitung des Virus auf. Die Gesundheitsbehörden ermitteln und raten zu strengen Vorsichtsmaßnahmen. Das Virus verursacht fast immer tödlich verlaufende Entzündungen des Gehirns beim Menschen.
Inhaltsverzeichnis:
- Zwei Infektionen in Pfaffenhofen an der Ilm
- Übertragung durch Feldspitzmäuse
- Geografische Verbreitung des Virus
- Verhaltensempfehlungen der Behörden
Zwei Infektionen in Pfaffenhofen an der Ilm
Ein Mann aus Pfaffenhofen an der Ilm in Oberbayern ist nach einer Infektion mit dem Bornavirus gestorben. Ein weiterer Patient wird derzeit auf einer Intensivstation behandelt. Beide Männer sollen etwa 55 Jahre alt sein. Ob sie sich gegenseitig angesteckt haben, ist bislang unklar.
Das zuständige Gesundheitsamt untersucht die Herkunft der Infektion. Es steht in engem Kontakt mit dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Die Quelle der Ansteckung ist bislang nicht eindeutig identifiziert. Die Fälle gelten als medizinischer Notfall, da eine gezielte Behandlung derzeit nicht möglich ist.
Übertragung durch Feldspitzmäuse
Der Erreger mit der Abkürzung BoDV-1 wird durch Feldspitzmäuse übertragen. Diese Tiere tragen das Virus, ohne selbst zu erkranken. Die Übertragung erfolgt über:
- Kot
- Urin
- Speichel
Schafe, Pferde und andere Säugetiere erkranken schwer nach Kontakt mit dem Virus. Beim Menschen verursacht BoDV-1 Gehirnentzündungen. Die Krankheit beginnt oft mit unspezifischen Symptomen wie Fieber und Kopfschmerzen. Erst später treten schwere neurologische Ausfälle auf: Verhaltensänderungen, Sprachstörungen und Gangunsicherheiten.
Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) endet die Infektion fast immer tödlich – meist innerhalb weniger Wochen.
Geografische Verbreitung des Virus
BoDV-1 ist nicht in ganz Deutschland verbreitet, sondern konzentriert sich auf bestimmte Regionen. Dazu zählen:
- Ganz Bayern – vor allem ländliche Gebiete
- Sachsen-Anhalt
- Teile von Niedersachsen
- Thüringen
- Baden-Württemberg
- Sachsen
- Westliches Brandenburg
Das RKI geht von 5 bis 10 Infektionen pro Jahr aus. Zum Vergleich: Jährlich werden rund 200 Personen in Deutschland vom Blitz getroffen. Die Infektion erfolgt meist durch direkten oder indirekten Kontakt mit infizierten Spitzmäusen.
Verhaltensempfehlungen der Behörden
Das Bayerische Landesamt für Gesundheit rät zur Vorsicht im Umgang mit Spitzmäusen. Empfohlene Schutzmaßnahmen:
- Niemals lebende oder tote Spitzmäuse mit bloßen Händen anfassen
- Kontakt mit deren Ausscheidungen strikt vermeiden
- Orte meiden, an denen sich diese Tiere aufhalten
- Keine Lockmittel wie Katzenfutter oder offene Mülltonnen bereitstellen
- Beim Entsorgen toter Tiere: Einmalhandschuhe und FFP2-Maske tragen
Feldspitzmäuse lassen sich an ihren spitzen Schnauzen, dem starken Geruch sowie kleinen Augen und Ohren erkennen. Sie leben an Straßenrändern, unter Hecken oder in alten Steinmauern und sind scheu sowie nachtaktiv. Die Tiere sind in Deutschland sehr selten.
Die aktuellen Fälle zeigen erneut die Gefährlichkeit des Virus und die Bedeutung schneller Aufklärung und Vorsorge. Die Ermittlungen in Pfaffenhofen laufen weiter.
Quelle: Berliner Zeitung